In den letzten Wochen hat sich immer mehr ein seltsames Gefühl in mir breit gemacht. Dieses Gefühl war lange Zeit nicht zu beschreiben. Stellenweise fühlte es sich sogar richtig mies an.  Es begleitete mich den ganzen Tag und ließ sich nicht mehr abschütteln. So sehr ich es auch versuchte, es ging nicht weg. Ein Schatten begleitete mich!

Das Gefühl, mal das auszusprechen was man wirklich denkt, lässt sich nur über einen gewissen Zeitraum kontrollieren. Danach gibt es nur noch zwei Möglichkeiten. Entweder übernimmt das Gefühl die Kontrolle oder man selbst wird wieder Herr der Lage. Einen goldenen Mittelweg gibt es nicht!

Wofür man sich letztendlich auch entscheidet, ich denke, die zweite Möglichkeit ist einfach die angenehmste Art und Weise, langsam wieder zu seinem eigenem normalem Alltag zurückzufinden.

Der Zeitpunkt, was ich wirklich denke, ist gekommen!

An diesem Punkt bin ich heute angelangt. Wochenlang ging es mir nicht gut! Wochenlang saß eine kleine Stimme in meinem Kopf fest, die mich den ganzen Tag begleitet hat. Diese Stimme ist morgens mit mir aufgestanden und wurde mit der Zeit immer lauter. Egal, was ich auch machte, sie war immer da. Ich konnte sie auch nicht mehr ignorieren. Am Ende hat diese Stimme dafür gesorgt, dass ich immer öfter diese „Nicken, lächeln, Arschloch denken“ Haltung eingenommen habe. Irgendwann mal habe ich festgestellt, dass mich diese Haltung ziemlich blockiert hat. Schluss damit!

Das hört sich jetzt beinahe so an, als würde ich mit einer Depression kämpfen! Falsch gedacht. Komplett falsch! Ich will auch mal das sagen, was ich wirklich denke! Wofür habe ich ein eigenes Blog, wenn ich nicht ich sein kann?

Menschen für die ich durch das Feuer gehen würde

All die Jahre, die ich in den sozialen Netzwerken unterwegs bin, bin ich unterschiedlichen Menschen begegnet. Mit vielen von ihnen bin ich auch heute noch eng befreundet und liebe es, regelmäßig mit ihnen in Kontakt zu stehen. Für sie würde ich, wenn es sein muss, auch mein letztes Hemd geben oder mitten in der Nacht aufstehen und hunderte Kilometer weit fahren, um bei einer Notsituation einfach für sie da zu sein.

Es ist ein ständiges Geben und Nehmen! Keiner trampelt dem anderen auf dem Nerv herum. Man hilft sich gegenseitig und wenn man sich in den sozialen Netzwerken begegnet, freut man sich, wenn man einfach nur den Namen liest.

Man weiß genau, woran man mit seinem Gegenüber ist und kann sich definitiv darauf verlassen, dass der andere keinen Blödsinn erzählt. Ich liebe es, mit solch tollen Menschen jede freie Minute zu genießen.

Kontakte, die man gerne sieht – von hinten!

Es gibt Menschen, denen begegnet man zufällig oder zwangsläufig, weil sie mit denen  „befreundet“ sind, die man gerne um sich hat. Irgendwann stellen sie eine Kontaktanfrage bei Facebook oder folgen bei Twitter.  Nimmt man die Kontaktanfrage an, bekommt man relativ kurze Zeit später den Vorschlag, ihre Fanseite zu liken.  Fortan bekommt man bei Facebook von ihnen haargenau das zu sehen, was auch die Fanseite veröffentlicht hat – oder umgekehrt.

Wenn man viel Glück hat, bleibt man von diesem Wirst-du Fan-meiner Seite-werde-ich-dauerhaft-Fan-von-deiner-Seite-Gesülze verschont. Meist hat man aber nicht so viel Glück!

Sämtliche Postings und Statusmeldungen bekommt man nun doppelt zu sehen. Ist man „zufällig“ in denselben Gruppen vertreten, „darf“ man zum Erbrechen jede Stunde lang ihre Beiträge zu lesen. Natürlich erscheint auch bei Twitter exakt das, was man kurze Zeit vorher bei Facebook mitbekommen hat. Oftmals wurde  Facebook mit Twitter verbunden, weil kein Interesse besteht, sich wie ein „normaler“ Twitteraner zu verhalten.

Menschen, die einem das Gefühl geben, zu tief ins Glas geschaut zu haben, erzeugen irgendwann mal ein multiples Brechreiz-Gefühl. Ständig sieht man alles doppelt und dreifach,  es wird einem richtig schwindelig und der Magen krampft sich zusammen. Wann sich der Magen-Inhalt nach außen stülpen möchte, nur noch eine Frage der Zeit.

Es gibt auch eine Steigerung! Nämlich dann, wenn man alle erdenklichen Facebook Gruppen dazu „missbraucht“, exakt diesen Beitrag in die Gruppen zu werfen, die kurz vorher mit dem Privatprofil und der Fanseite plus Twitter geteilt wurden. Das ist extrem nervig!

Die Krönung schlechthin sind aber diejenigen, die absolut alles erzählen, welche Aktivitäten sie den ganzen Tag über durchführen. Nach dem morgendlichen Kaffee oder Tee wird fast im Minutentakt beschrieben, was man gerade macht. Mit dem Auto fährt man von A nach B und zeigt mit dem Handy die so wunderschöne Umgebung.

Eindrücke vom Arztbesuch,  beim Einkaufen, beim Sport, beim Abendessen, Treffen mit Freunden, all das wird sofort zu Facebook weiter geschickt. Stopp, nicht ganz! Meist kommen diese Bilder über einen kurzen Umweg von Instagram bei Facebook an. Da braucht man sich nicht wundern, dass die Postings zwischendurch zu Tode gehashtaggt wurden. Es grenzt schon fast an ein kleines Wunder, dass nicht auch noch der eheliche Pflicht-Akt fotografiert und dokumentiert wird.

Fuck this holy Kontäääänt Marketingggg Shit

Content Marketing, Costumer Journey, Social Selling und andere wichtig klingende Begriffe. Begriffe, wobei viele Leser das Wörterbuch aufschlagen und erst mal herausfinden müssen, was der Schreiberling eigentlich sagen will. Man schmeißt mit englischen Begriffen um sich wie der Kölner Karnevalszug mit seinen Süßigkeiten. Kamelle – de Prinz kütt..

Um es mal dezent auszudrücken, solche Beiträge gehen mir tierisch auf meinem nicht vorhandenem Sack! Mittlerweile wollen auch die kleinen Fische im Haifischbecken mit schwimmen. Wen wundert es da wirklich, dass sie ebenfalls anfangen haben, sich mit dem Thema Kontäääänt Marketingggg auseinander zu setzen. Wichtigtuerei par excellence! Vor meinem inneren Auge sehe ich die Ernsthaftigkeit der Bedeutung mancher Wörter den Bach heruntergehen.  Zudem kann man Begriffe auch zu Tode quatschen. Vor allem dann, wenn man von Tuten und Blasen keine Ahnung hat!

Schreibt verständlich!

Schreibt auch für den Otto-Normal-Verbraucher!

Immer öfter erwische ich Beiträge, wo sich diese Begriffe die Türklinke in die Hand geben. Als Leser fühle ich mich stellenweise nicht mehr ernst genommen. Gibt es noch keinen Fall, indem jemand einen Zeiträuber wegen Missachtung und ungerechtfertigten Umgang mit der kostbaren Zeit von anderen angeklagt wurde? Wegen banalen Nichtigkeiten, auch bei Clickbait-Überschriften, sehe ich da wirklich dringenden Handlungsbedarf. 😉

Experten-Lizenz aus dem Kaugummi-Automaten gezogen

Dieser sich immer weiter fortpflanzenden Gattung begegne ich täglich. Die Experten mit der besonderen Bullshit-Lizenz zum was auch immer Dasein. Dabei gibt es zwei verschiedene Exemplare.

Die einen sind selbsternannte Experten mit der frisch gebackenen Berechtigung zum extremen Bullshit verbreiten. Die anderen haben ihre Lizenz tatsächlich bei einem Fernkurs erworben oder den Schein bei einer Handelskammer gemacht. Laut Auszeichnung dürfen sie nun mit hoch offizieller Erlaubnis Noch-Mehr-Bullshit verbreiten.

*Ironiemodus an* Die Auszeichnung für Verbreitung geistigen Dünnschiss fehlt noch, aber diese Urkunde werden sie wohl bald auch noch in den Händen halten. Kurse, die deutschlandweit diese Ausbildung anbieten, sind zwar immer recht schnell  ausgebucht, aber man kann sich auf eine Warteliste setzen lassen.*Ironiemodus aus*

Egal ob mit oder ohne Lizenz zum Schwachsinn verbreiten – eins haben sie alle gemeinsam! Sie sind allwissend! Sie können wirklich alles, sogar über das Wasser laufen. In erster Linie aber sind sie ohne Ende beratungsresistent.

Natürlich fällt es niemandem auf, wenn beispielsweise 5 – 6 verschiedene Schriftarten in ihrem Blog vorhanden sind. Dazu schreiben sie keine Beiträge oder Artikel, sondern Blogs! Aua, das tut mehr als weh! Da kann man sich nur noch am Kopf packen.

Da wir schon einmal  so richtig gemütlich in der Experten-Branche unterwegs sind, dann könnte ich so einige *Ironiemodus an* nette Anekdoten *Ironiemodus aus* vom Stapel lassen. Die traurige Tatsache, dass manch ein Experte absolut keine Ahnung hat, was er da eigentlich macht, wäre nur eine davon. Die Feststellung, dass man einen potentiellen Kunden als Auftraggeber verliert, weil solch Experte mit seiner kompletten Unfähigkeit ein ganzes Projekt zunichte gemacht hat, eine weitere „nette“ Anekdote.

Aus diesem Grunde bleibe ich lieber Einzelkämpfer! Dann muss ich, wenn ich Mist gebaut habe, nur alleine dafür gerade stehen.

Mimimimi – keiner hat mich lieb

Heulende Furien veröffentlichen Blogbeiträge, ich glaube, etwas Schlimmeres kann es schon gar nicht mehr geben. Ehrlich gesagt ist es mir vollkommen schleierhaft, wie man mit tränennassen Augen die Buchstaben auf der Tastatur finden kann. Scheinbar sind da echte Naturtalente am Werk.  Man zerfließt in Selbstmitleid und muss ganz zwingend auch seine Leser in diesen Sumpf aus Elend und Kummer mit runterziehen.

Da dieser Beitrag vor Rechtschreibfehler nur so strotzt,  ist die passende Ausrede wegen der ganzen Heulerei auch nicht weit weg. Ein Blick auf die anderen Beiträge verrät, dass die Dauer-Heulsuse scheinbar permanent im Einsatz ist.

Kooperationen mit Firmen

Unternehmen soundso bietet Produkt diesunddas an und wünscht sich eine Kooperation mit Bloggern. Das manche E-Mails nicht glücklich gewählt sind und meist per Massen-Post verschickt werden, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Auch einige Bedingungen an eine mögliche Kooperation sind meist nicht durchführbar.

Blogger Schiessmichtot hat ordentlich Futter, um darüber her zu ziehen, welch gravierenden Fehler die Unternehmen gemacht haben und schlachtet die Story so richtig aus.  Ich frage mich oft an dieser Stelle, wie es diese Schreiberlinge schaffen, überhaupt noch an Kooperationen zu kommen. Jedes Unternehmen, was auf dem Blog die Beiträge liest, wird doch mehr als abgeschreckt.

Gibt es ein Leben nach dem Feierabend?

Wo sind die wahren Menschen, die täglich in meinem Stream auftauchen? Gehen die zum Lachen in den Keller?

Es gibt täglich Unmengen von Blogbeiträgen, Statusmeldungen und Blogparaden. Wertvolle Beiträge, wie Unternehmen beispielsweise ihre Kunden über Twitter gewinnen können oder wie man wirkungsvolle Werbung bei Facebook schaltet.

All diese Beiträge sind wirklich wertvoll, durch sie lerne ich jeden Tag etwas dazu.  Jedoch gibt es auch eine andere Seite der Medaille. Durch das viele Wissen, was ich mir täglich aneigne, ist die Kapazität meiner Speicherkarte zum Wochenende hin an einem kritischen Punkt angelangt.

Irgendwann mal habe ich angefangen, jedes Wochenende eine kleine Auszeit von den sozialen Netzwerken zu nehmen.  Keine E-Mails, kein IPhone, kein Laptop, kein Computer – nada! Am Wochenende werden auch keine Twitter Postings automatisiert. Ich twittere in Echtzeit und wenn kein Tweet von mir kommt, bin ich auch nicht da. So einfach ist das.

Diese kurze digitale Auszeit tut so gut! Kraft und Energie tanken, einfach mal die Seele baumeln lassen! Montags morgens freue ich mich auf all meine Kontakte und Freunde. Ich bin dann wieder aufnahmefähig für News und bereit für neuen Input.

Scheinbar gibt es Menschen, die in der Social-Media-Welt nahezu gefangen sind, denn sie beschäftigen sich täglich immer mit diesen oder ähnlichen Fragen:

  • Hat die Fanseite ein paar Likes bekommen?
  • Sind wieder ein paar Fans dazu gekommen?
  • Wie vielen Fans gefällt das Posting oder der Beitrag?
  • Wie viele neue Follower sind bei Twitter dazu gekommen?
  • Woran liegt es, dass der neue Blogbeitrag keine neuen Kommentare bekommen hat?
  • Warum kommentiert generell niemand?
  • Wie sieht es mit den Zahlen, Impressionen und Interaktionen aus?

Letztens habe ich sogar gelesen, dass es Cracks gibt, die Blogbeiträge auf Vorrat schreiben.  Mal ganz ehrlich – die haben in meinen Augen nicht mehr alle Kühe auf der Weide stehen. Ich nehme diese Blogbeiträge-auf-Vorrat-schreiben-Postings in der Woche als regelrechten Spam wahr.

Der Automatisierungs-Wahnsinn findet ohne mich statt!

Es wird automatisiert, was die passenden Tools hergeben und mit Freude lese ich solche Beiträge nicht wirklich! Anstelle sich vielleicht mal die Mühe zu machen und eventuell andere Texte zum Einsatz zu bringen,  kommt Woche für Woche der gleiche monotone Scheiß.

Scheiß drauf!

Durch den halbherzig durchgeführten Automatisierungsprozess ist es nun schon öfter mal vorgekommen, dass ein Beitrag, der über IFTTT verschickt wurde, den Umweg zu Facebook über Twitter nach Instagram führte. So gesehen führen alle Wege irgendwann mal nach Rom.

Nicht nur bei mir,  auch bei vielen Twitteraner sind Tweets, die halb abgeschnitten bei Twitter ankommen, ein Dorn im Auge. Die mitgeführten Links führen ins Leere. Statt einsichtig zu sein und die Verbindung von Facebook zu Twitter endlich zu trennen, bekommt man oftmals noch eine patzige Antwort.

Mittlerweile fliegen solche Kontakte achtkantig und ohne Vorwarnung aus meinem Leben.  Meine Zeit ist zu kostbar, um sie mit Automaten und Robotern zu teilen!

Am Ende meines Beitrages angekommen macht sich in mir eine Art Erleichterung breit. Ich habe meinen Gedanken heute gestattet, einen kleinen Ausflug zu unternehmen. Das sollte ich öfter machen und Dinge ansprechen, die man sich sonst nicht traut, zu sagen.  It’s a real good Feeling! 😉

Bildquelle: NikolayFrolochkin / pixabay.com

Comments

  1. 28. Mai 2017 / 19:31

    Gut gebrüllt, Löwe. Ich bekenne mich in einigen Punkten schuldig. Ich plane meine Posts 😉
    Allerdings geht mir dieses fb.me geposte auch extrem auf die Nerven. Die Menschen machen sich nicht mal die Mühe, unterschiedliche Begleittexte zu den liks zu posten.

    • Tina Gallinaro
      28. Mai 2017 / 19:37

      Hi Ilse, ich glaube bei einigen kann man ganz beruhigt ein bis zwei Augen zudrücken 😉 Immerhin gibt es bei der Automatisierung viele Menschen, die sich ernsthafte Gedanken darum machen, mit ihren Beiträgen ihre Kontakte nicht zu verärgern.
      Man erkennt schon, ob es lieblos geplante Beiträge sind oder mal eben eine Excel Datei hochgeladen wurde und dann die Haltung einnimmt: nach mir die Sinnflut.

  2. Ulf Gimm
    28. Mai 2017 / 20:21

    Ausflug der Gefühle! Auf den Punkt. Sei dir gestattet. Danke.

    • Tina Gallinaro
      30. Mai 2017 / 11:26

      Hi Ulf, meine Gedanken machen öfter mal einen Ausflug, meist aber in die andere Richtung 😉

  3. 28. Mai 2017 / 21:29

    Volle Punktzahl für diesen tollen Beitrag! 🙂
    Ich hab mich zwar nicht selbst entdeckt, aber etliche Punkte, die auch mich ziemlich oft nerven!

    • Tina Gallinaro
      30. Mai 2017 / 11:25

      Hallo Manuela, dankeschön für dein Feedback.
      Wie schön, dass ich mit meinem Empfinden nicht alleine da stehe 😉
      LG Tina

  4. 29. Mai 2017 / 10:14

    Dieser Artikel trifft wieder ins Mark. Sollte jeden zum Nachdenken anregen.

    • Tina Gallinaro
      30. Mai 2017 / 11:24

      Hallo Frank, ja das wäre echt nicht schlecht.
      Vor allem Automatisierung ist alles andere als Social und das nervt ohne Ende.

  5. 30. Mai 2017 / 12:35

    Hi Tina, danke für den Artikel! Ist nett zu sehen, dass noch nicht alle beim Thema Social Media die Bodenhaftung verloren haben. 🙂

    Was mich vor allem stört, es ist genau die Automatisierung die alles andere als „social“ wirkt. Vieles wirkt inhaltlich dann auch noch so wie die wöchentlichen Sonderangebote vom Supermarkt, die ich auch nicht haben will, weil es nur darum geht die eigenen Angebote anzupreisen.

  6. 31. Mai 2017 / 20:33

    Moin Frau Gallinaro.

    Hmm. Ich lese sehr viel Frust aus dem Text. Das kann ich an der einen oder anderen Stelle gut nachvollziehen. Wenn Experten ihr eigenes Content Marketing mit Clickbait nach vorne treiben wollen, ist das gerne mal nervig. Allerdings muß man vielen dieser Menschen, die sämtliche Register ziehen und keinen Winkelzug auslassen, auch zugestehen, dass Sie oft erfolgreich damit sind. Die Methode kann man so also eher aus ethischer Sicht der Manipulation verurteilen. Andere hingegen wissen tatsächlich nicht, wovon sie reden oder behaupten unterschwellig, es gäbe nur diese Wahrheit. Ja, das Thema Content Marketing mit all seinen Möglichkeiten hat viele Motten ins Licht gezogen. Aber auch viele Player, die es verstehen und sich maximal gewisse Gratwanderungen der Art ihrer Promotion vorwerfen lassen müssen. Was mich tatsächlich sehr stört sind Menschen, die Content Marketing nicht als Philosophie für eine nachhaltige ausgerichtete Markenführung sehen, sondern das Werkzeug pushen. Content Marketing als Mittel zum Zweck. Das ist fatal. Damit gehen der Geist und die Chancen, die es bietet, gefühlt immer mehr verloren. Wir verspielen das Vertrauen in diese Art der Kommunikation. Über ehrliche, authentische und bedürfnisorientierte Servicekommunikation hingegen kann ich meine Kunden wirklich als überzeugte Markenbotschafter gewinnen und die Markenwelt ein bisschen besser machen. Ein bisschen mehr Mensch und seine Bedürfnisse in dem Ganzen. Weniger störend empfinde ich die, die sich in ihrer Rolle als Social Media Charakter gefallen und nicht nur eine Menge irrelevanten Kram posten, sondern damit auch noch übertrieben viele Interaktionen bekommen. Aber daran sind weniger die Leute selbst „schuld“, als dass das Publikum halt oft so tickt und es toll findet. So ist das, wenn es ein Massenmedium ist.

    Insgesamt aber ist mir die gesamte Argumentation zu einseitig und zu wenig differenziert, um am Ende einen klaren Mehrwert zu bieten. Ein Rant, der durch seine starke Polarisierung eigentlich nicht viel besser ist als das, was Sie zu kritisieren scheinen. Ich bin durchaus ein Freund offener Worte. Aber nachdem ich den Artikel gelesen hatte wusste ich nicht, was genau Sie eigentlich kritisieren wollen und was mir die Zeit für das Lesen nun eigentlich gebracht hat. Ist es der enorme Traffic und die Aufmerksamkeit, den Content Marketing auf sich zieht? Die Einseitigkeit vieler Publisher? Die Omnipräsenz von Artikeln? Die übertriebene Selbstdarstellung mancher? Oder ist es vielleicht auch der Wunsch, eigentlich ebenfalls so eine Sichtbarkeit zu erlangen und das nicht mit dem eigenen Lebensstil vereinbaren zu können?

    Eine Sache kann ich jedenfalls 1:1 nachvollziehen. Die Kondition und Zeit, die manche für ihre Reichweite aufwenden können, die ist teilweise beneidenswert. Manche Menschen scheinen wirklich jeden Tag schreiben zu können und jeden zweiten Tag irgendwelche großartigen Erfolgserlebnisse zu feiern. Den geistigen Raum, die Möglichkeiten und die Zeit hätte ich auch manchmal gerne. Aber es gibt tatsächlich Wichtigeres als Karriere, wenn der Tag nur 24 Stunden hat und man Teil einer Familie ist 🙂

    • Tina Gallinaro
      1. Juni 2017 / 7:58

      Hallo Herr Marquardt, vielen Dank das sie sich die Zeit genommen haben, einen mehr als ausführlichen Kommentar unter meinem Beitrag zu setzen. Richtig erkannt. Aus Frust heraus ist dieser Beitrag entstanden. Angefangen, dass ich mich darüber ärgere, auf vielen Beiträgen gelandet zu sein, bei denen ich Zeit verplempert habe. Durch viel versprechende Überschriften gelangt man oft zu einem Artikel, der noch nicht einmal annähernd das hält, was die Überschrift hergibt. Passiert dies öfter, habe ich irgendwann mal gar kein Interesse mehr daran, solche Beiträge überhaupt noch lesen zu wollen. Mit dieser Tatsache stehe ich nicht alleine da. Es macht das Ganze demnach auch nicht besser, wenn solche Beiträge immens automatisiert werden.
      Ich finde, wer wirklich Wert auf Content Marketing legt, erwähnt dies nicht in jedem dritten Satz, sondern setzt es einfach um. Dies macht den großen Unterschied aus. Es gibt Blogs, bei denen kann ich sicher sein, dass obwohl mit englischen Begriffen wertvolle Beiträge erstellt wurden, ich auch verstehe, was derjenige meint. Dies ist für mich die Creme de la Creme.
      Andere Beiträge hingegen strotzen nur so voll Begriffen, bei denen man merkt, das der jeweilige Autor selber keine Ahnung hat, wovon er da eigentlich schreibt. Solche „Experten“ nehme ich weiß Gott nicht mehr für voll.

      Mag sein, dass in ihren Augen meine Argumentation zu einseitig ist. Wäre ich intensiver auf die einzelnen Themen eingegangen, hätte dies massiv den Rahmen gesprengt. 😉 Ein Rant kann auch gewisse Themen nur andeuten und trotzdem genau das aussagen, was gemeint ist. So gehen die Meinungen eben auseinander ,-)

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